Wie schafft ihr es selbstbewusst zu sein?

Hallo,

ich bin 34j. und habe einen fast 4 Jährigen Sohn. Er ist entwicklungsverzögert, besucht einen heilpädagogischen Kindergarten seit November 2019.

Seit Januar 2020 sind sein Papa und ich getrennt. Die Trennung war grauenvoll.. wir waren 8 Jahre zusammen und er hatte sofort eine neue Freundin! Auch schon zum Ende der Beziehung hin wie ich erfuhr.

Er hat diese Freundin mit zu uns nach Hause gebracht und er hat uns regelrecht aus der gemeinsamen Wohnung geekelt. Ich bin zu meinem Bruder dann geflüchtet.. doch leider hat mein Bruder eine Form von Messisyndrom! Es war eine Katastrophe!!

Ich habe bis März gebraucht um eine neue Wohnung für meinen Sohn und mich zu finden.. und wir hatten echt Glück! Doch leider wurde es nicht besser. Wir sind am 15.03. in diese Wohnung gezogen und genau dann begann die Coronasituation. Alles wurde geschlossen, alle Förderungen, der Kindergarten, man durfte sich alleine mit Kind kaum irgendwo im Laden blicken lassen. Hier wurde man mit Kind angesehen als hätte man automatisch das Virus.

Bei meinem Sohn besteht der Verdacht auf frühkindlichen Autismus. Er kann nur Lautieren und Geräusche machen. Er springt umher und schnalzt, hat Tics und rennt immer umher. Die Nachbarschaft war nicht erfreut wie man sich vorstellen kann.. wir wurden bedroht und beschimpft. Wir wurden gemobbt, alle haben über uns gelästert.. ich durfte nicht mal mehr aus dem Fenster schauen. Man sagte mir ich solle mit meinem geistig Behinderten Kind endlich Land gewinnen usw... ich war so fertig und eingeschüchtert, gestresst.. sein Papa hat sich nie gekümmert bis heute hat er seinen Sohn nur 3x gesehen!! Er fragt nie nach ihm, nichts.

Jetzt bin ich vor 6 Wochen erneut umgezogen und sprach vorher mit den Nachbarn. Es ist deutlich besser hier und alle haben mehr Verständnis für mein Kind, egal ob er eine Störung hat oder nicht.

Nur leider ist mein Selbstbewusstsein nicht mehr vorhanden. Ich bilde mir immer ein, dass andere über uns reden und lästern. Ich bin total nervös und angespannt wenn ich Nachbarn dumpf reden höre! Durch die Wände.. ich habe Angst in meiner Wohnung zu bleiben und flüchte mit dem Kleinen viel raus. Das ist ja einerseits gut aber ich traue mich kaum einen Handschlag in der Wohnung zu machen aus Angst jemand könnte von den Geräuschen meines Sohnes sich gestört fühlen und verärgert sein. Ich will keinen Ärger.. ich habe einfach immer Angst davor!

Was soll ich nur machen?! Die Nachbarn versicherten mir schon mehrfach, dass mir hier nichts passiert!! Wenn was wäre, würden sie es mir sagen, niemand würde über uns reden oder urteilen!!

Das alles passiert in meinem Kopf.. ich bin so hilflos meinen Gedanken ausgeliefert und es bestimmt mein Leben. Die Angst ständig etwas falsch machen zu können und das jemand etwas über uns sagt und ich es wieder Wochen mit mir rumtrage und nicht los werde.

Psychologen habe ich schon angerufen. Dank Corona gibt es Wartezeiten von 9-12 Monaten.

Ich weiß nicht mehr weiter.. wie werde ich wieder selbstbewusster?! Was kann mir helfen bis ich eine Therapie machen kann?

PS: zum Verständnis zu meiner 1. Wohnung. Die Wände waren aus Papier!!! Man hat alles gehört egal von wo. Ich musste umziehen. Nachts liefen Fernseher von Nachbarn und man hörte Gespräche, einfach alles... mein Sohn war dadurch Nachts auch wach, weil er wirklich sehr Geräuschempfindlich ist. Er war nur noch am "rappeln" und kam nie zur Ruhe. Wäre ich alleine hätte ich mich mit den Nachbarn sicher angelegt. Aber ich wollte es für meinen Sohn machen und bin erneut umgezogen. Hier hört man nicht so viel. Aber die Angst das es doch so sein könnte ist immer noch sehr stark.. alles was in der alten Nachbarschaft passiert ist bestimmt nun hier mein Handeln.

Gewöhne ich mich bald daran wieder zu leben?! Ohne Angst zu haben?

LG

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Hast Du Hilfe/Entlastung/jemand zum Reden? Durch Freunde oder Familie?

Selbst wenn, solltest Du aus meiner Sicht weitere Hilfe von außen suchen. Über das Jugendamt oder über die Kirchengemeinde zum Beispiel. In psychiatrischen Ambulanzen bekommt man auch kurzfristig einen Termin.

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Hallo Kathy,


ich denke dein fehlendes Selbstbewusstsein kommt nicht nur von den negativen Erfahrungen die du im Zusammenhang mit der ersten Wohnung hattest. Die Trennung wird auch deutliche Spuren bei dir hinterlassen haben und vielleicht auch die Zeit vor der Trennung. Ich denke es wird genug passiert sein was du erst einmal verarbeiten musst.

Dein Sohn ist ein besonders Kind. Er hat seine Baustellen. Der heilpädagogischen Kindergarten wird ihm ganz bestimmt gut tun. Für dich ist die ganze Situation sehr belastend du musst für deinen Sohn da sein. Musst die Nachbarn ertragen usw und ich vermute das für dich einfach zu wenig Zeit da ist.

Ja, was macht man wegen dem Gerede der Leute. Aus meiner Sicht gar nichts. Ich würde sie einfach reden lassen. Du kannst ihre Einstellung nicht ändern. Jede Diskussion die du mit ihnen führst schaft den Nährboden für die nächste Diskussion. Versuche einfach so zu leben wie du es für richtig hältst und fange nicht an dich wegen irgendjemand zu verbiegen.

Unser Pflegesohn ist im gleichen Alter, auch entwicklungsverzögert, hat eine Spastik, spricht sehr schlecht usw. Wir haben aber das Glück das er durch seine Art und Weise überall sehr gut ankommt. Er ist im Haus beliebt. In der Nähe haben wir ein betreutes Wohnen. Die Bewohner dort sind seine Omas obwohl es "wildfremde" Leute sind. Ich weiß, das sind ideale Bedingungen und jeder würde sie sich wünschen. Ich würde mich aber nicht von Gerede von dritten beeinflussen lassen, denn das bringt nichts und kostet zusätzlich viel Kraft.

Versuche positiv nach vorn zu schauen. Versuche offen mit den Nachbarn umzugehen und verstecke dich nicht oder ziehe dich nicht zurück. Therapeutische Unterstützung für dich kann hilfreich sein. Wenn du wegen der aktuellen Situation zeitnah keine Termine bei einem Therapeuten oder Psychologen bekommen kannst kannst du es bei Beratungsstellen versuchen. Das Personal ist in aller Regel auch sehr gut geschult und man bekommt oft zeitnah einen Termin. Wenn du möchtest kannst du mich auch gern über VK anschreiben.

LG blaue-Rose

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Hallo,

also ich halte dich für sehr selbstbewusst und sehr stark. Wer meistert denn all diese Momente ? Und wer zieht für sein Kind nach wenigen Monaten erneut um? Ich halte das für sehr stark!

Was dir fehlt ist mehr Selbstliebe zu dir. Schreib dir mal alles auf was du bisher geschafft hast. Egal ob kleine oder große Erfolge. Alles aufschreiben!

Lege dir ein kleines Notizheft zu und notiere Komplimente und nette Worte die du bekommst. Sagen wir mal, du bist in einem Bus unterwegs und du bittest jemandem deinen Platz an und dieser jemand sagt was nettes zu dir, einfach mal aufschreiben! Egal was!

Wir vergessen oft was andere nettes gesagt haben und es bleibt immer nur Kritik haften. Hol dir aber auch Hilfe :) Frag mal bei der Caritas nach? Oder bei dir im Kindergarten andere Mütter. Du bist sicher nicht alleine!

Alles Gute

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Ich würde dir auch empfehlen, dir bis zu deiner Therapie Hilfe über eine Organisation wie Charitas, Familienhilfe oder Ähnliches zu suchen. Ich glaube nicht, dass wir die hier ein Patentrezept an die Hand geben können, du brauchst professionelle Hilfe! Hab keine Scham, dich an solche Organisationen zu wenden, dafür sind sie da!
Sprich auch mal mit deiner Krankenkasse. Vllt gibt es spezielle Kuren für dich und deinen Sohn, damit du auch mal wieder ein bisschen ausspannen kannst.

Ich muss dir mal ein Kompliment aussprechen. Ich verfolge deine Beiträge schon eine Weile und du hast echt hartes Brot zu knabbern! Ich ziehe meinen Hut vor dir und deiner Leistung und wünsche dir ganz viel Kraft für euren weiteren Weg 💪🏻

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Schau auf das, was du in den letzten Monaten geschafft hast!!!

Ich weiss, dass das genau die Sachen sind, die dir diese Angst machen. Die dir so zusetzen.

Aus deinem Blickwinkel würde das wohl jeder so empfinden.
Aber von Außen!!!!! Halloooooooooooo?

Du hast es geschafft, aus der gemeinsamen Wohnung mit diesem rücksichtslosen ********* zu ziehen. Mit Kind!!!!
Hast erkannt dass das Umfeld bei deinem Bruder nichts für euch ist.
Hast euch ne Wohnung gesucht, bist eingezogen.... hast das asoziale Verhalten dieser Nachbarn ertragen.
Kraft gehabt nochmal ne neue Wohnung zu suchen und zu finden.... umzuziehen.....

Das ist ne mega Leistung!!!!!
Das würdest du auch jedem anderen sagen.

Jetzt musst du erstmal gar nichts, ausser runter zu kommen.
Alles was zu tun ist, kannst du auch später tun.
Sei nur für dich und dein Kind da.
Versuche viel zu schlafen - das ist die beste Nervennahrung.


Denk nicht über deine Ängste nach. Sei stolz auf dich!!!! und mach Pläne. Für dich und deinen Sohn.
Lass den Ex erstmal Ex sein (ich hoffe er zahlt?). Die Ex-Nachbarn sind sowieso für immer Vergangenheit.


Dir ALLES GUTE!!!!!

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Hallo, es gibt auch sehr gute Bücher zu dem Thema. Google mal danach und sieh dir die Bewertungen an, manche konnten wirklich auch mit Hilfe solcher Bücher ihr Selbstbewusstsein stärken. Ich kann verstehen, dass du durch deine Erfahrungen sehr gedrückt bist. Zu den Nachbarn der ersten Wohnung sei aber gesagt, dass es sich da um ziemliche Egoisten handelt. Du kannst die ganze Nacht ihren Fernseher hören, umgekehrt muss aber Ruhe sein? Und die Aussage, du sollst mit deinem behinderten Kind Land gewinnen, ist eine Frechheit!! Aber wer weiß, wenn sie jetzt als Nachbar haben, vielleicht eine Familie mit mehr als nur einem Kind und eine Mutter dazu, der es völlig egal ist, wie laut die sind. Kann sein, dass sie es noch bereuen, dich weggeekelt zu haben🤗