Job bekommen und er meckert rum

Hi, unser Sohn hat nach langem Warten und kaum Geld verdienen nun einen Job bekommen, der ihm eigentlich auch Spaß macht. Arbeitsklima ist gut und die Kollegen nett. Verdienst nicht sooo toll, aber er ist auch Branchenfremd. Wir freuen uns, dass es endlich geklappt hat. Und er? Nölt hier rum. Warum man sich freuen soll, wenn man versklavt wurde..kein Grund zur Freude, ist halt notwendig son Job. Ja, gut, Geld zu bekommen, aber doof, für jemanden anderen arbeiten zu müssen..... er braucht bei diesen Antworten ungefähr 2,5 Sekunden und ich sehe schon rot. Weiß nicht, ob ihn das auch noch amüsiert.... nur am Rande, falls darauf jemand hängen bleibt: Selbständigkeit kommt die nächsten Jahre und wahrscheinlich auch nie in Frage. Also auf jeden Fall nicht in den nächsten 10 Jahren. Ach, ich halte das auxh für Quatsch. Keine Voraussetzungen dafür wären erfüllt.

Sonst haben wir ein sehr gutes Verhältnis, alles ok. Aber warum ist er so?

Viele Grüße

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Viele junge Menschen erleben gerade, dass ihre Eltern und Großeltern sind krankgearbeitet haben und jetzt als Rentner dastehen und das Geld hinten und vorne nicht reicht.
Dazu die ganzen politischen Diskussionen, wie das in Punto Rente weitergeht. Die Kassen sind leer, und ich glaube kaum, dass die Jungen, die jetzt ins Arbeitsleben starten, noch großartig von staatlicher Rente provitieren werden. In die Kasse einzahlen dürfen bzw. müssen sie aber.

Und ja, das ist demotivierend und ich kann verstehen, dass die nicht freudig jeden Tag zur Arbeit rennen.

Die goldenen Zeiten neigen sich dem Ende entgegen. Vor 20, 30, 40 JAhren war es recht wahrscheinlich, auch in einem Lehrberuf ausreichend zu verdienen, um ein Haus kaufen/bauen zu können. Die Mieten waren so human, dass der Großteil ein einigermaßen gutes Leben führen konnte mit einem Vollzeit-Job.

Heute sieht es doch teilweise so aus, dass die anfangs 1700€ netto heimbringen und allein die Miete für eine 1 oder 2 Zimmerwohnung schon 700€ kalt verschlingt. Die Lebenserhaltungskosten sind enorm. Immobilien können sich nur noch richtig gut verdienende Menschen leisten. Ja, mit Fleiß und Ausdauer ist das Gehalt steigerbar, aber momentan zählt für deinen Sohn halt der IST-Stand.

Dann überall das Gerede von Krieg, Klimawandel, Verzicht. Da komm selbst ich mit Mitte 40 auf den Gedanken, ob es nicht sonnvoller wäre, einfach das Leben zu genießen, da wir eh nicht wissen, wie es hier in 1, 2 oder 3 Jahren aussieht.

Ich verstehe deinen Sohn.

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Naja, von Rumjammern ist noch nichts besser geworden.
Dann muss er halt schauen dass er sich weiter qualifiziert, Meister machen oder studieren.
Als die Wende kam, standen meine Eltern auch vor dem Nichts ..Jobs weg, Rente angepasst und kaum vorhanden, sie mussten weg aus der Heimat und haben teilweise Aushilfsjobs gemacht und zwar mehrere parallel.
Dann muss man halt den Hintern bewegen wenn es in D so schlecht ist, und ins Ausland gehen.
Ich erwarte von jungen Menschen, dass aie anpacken und versuchen was zu bewegen ,nichts anderes haben die Generationen vor ihnen, die auch alle ihre Herausforderungen hatten ,auch getan.
Als ich in den 90ern einen Job gesucht habe, musste ich 25 Bewerbungen schreiben um eine Einladung zu bekommen.
Und ich hab Burger gewendet und geputzt um über die Runden zu kommen....und ein Haus, regelmäßig Urlaubsreisen oder sonstigen " Luxus' konnte ich mir nie leisten, trotzdem arbeite ich und sehe das als selbstverständlich an auch wenn ich keinen Wohlstand erreicht habe
Dann ist es halt die 2 Zimmer Wohnung in einer nicht ganz so guten Gegend, auch darin bekommt man ein Kind groß ..und hat ein Dach über dem Kopf.
Früher war alles besser ...Ja klar.
Meine Kinder sagen so was nicht sondern schauen was geht mir ihrem Geld.
Wer natürlich erwartet das Niveau der Eltern mit Eigentum , Pauschalreisen , Autos zu erreichen oder am besten direkt daran anzuknüpfen, der hat was nicht verstanden.

Bearbeitet von Kassien
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Ganz genau das ist es. Man hat keine WIRKLICHEN Perspektiven für die Zukunft. Hauskauf fast unmöglich. Selbstständigkeit ebenso schwierig in unserer wirtschaftlichen Lage.

Die Jahrzehnte unserer Eltern waren bestimmt auch nicht immer leicht, aber in Deutschland ging es kontinuierlich bergauf. Das motiviert natürlich.

Heute haben wir das Gegenteil. Es ist schwer sich zu bedeutungsloser Arbeit zu motivieren wenn es zu nichts führt!

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Keine Ahnung, warum er so ist.
Aber Gegenfrage: Welchen Beruf hat er denn erlernt?
Würde er in diesem arbeiten, müsste er sich dann nicht versklaven?

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Er hat schon während der Ausbildung gesagt, dass er das auf keinen Fall den Rest seines Lebens macht. Er hat dann nach der bestandenen Prüfung auch nicht mehr in diesem Beruf gearbeitet und sich sofort umorientiert.

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Naja,nicht jeder sieht die Erfüllung in einem Job

Ich habe auch die besten Bedingungen.

Super Kollegen
Mega tolle Chefin
7 Minuten Fahrtweg zur Arbeit
Kita der Kids 2 Minuten entfernt
Bezahlung gut

Also alles perfekt würden andere sagen

Ich gehe da auch nur hin,weil ich das Geld brauche 😅
Würde jemand sagen,du bekommst das Geld und darfst Zuhaus bleiben ?!?! Sofort !!!

Kann mir auch tolleres vorstellen mit meiner Zeit,als arbeiten zu gehen 😅

Das ist einfach eine Einstellung,die man evt auch einfach wertfrei so hinnehmen muss.
Solang er den Job trotzdem nachkommt,und ihn gewissenhaft macht. Dann ist doch alles ok 🤷😊

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Hm. Ja, äh, lach, da haste mich ja erwischt! Also, sicher, ich will das ja nicht von der Hand weisen.... ich arbeite seit 30 Jahren in einem bombensicheren Job und könnte mir auch interessanteres vorstellen, aber ich bin trotzdem total froh, dass ich diesen Job habe! Und diese Diskrepanz verstehe ich nicht. Und ich finde dieses "versklave-gerede" schlimm. Er hats einigermaßen gut in seinem Job, keiner ist ihm böse gesonnen und er verdient Geld. Ich verstehe es nicht. Er hatte jetzt 8 Monate super wenig Geld. Er müsste sich doch jetzt n Bein abfreuen....

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Ja mei, das Leben kostet halt Geld und wenn man nicht reich geboren ist, muss man halt arbeiten. Vom Jammern wird seine vermeintliche Versklavung auch nicht besser.
Kurz vor der Rente wird er nicht sein, also was hindert ihn daran sich beruflich zu verändern?
Oder sieht er jeden Job als Versklavung? Wenns so ist, richte ihm bitte aus, ich möchte nicht sein Sklave sein😉

Eine gut betuchte Freundin wäre auch noch eine Option. Dann ist er halt ihr Sklave.
Oder er schafft es in wenigen Jahren zum Multimillionär😉

Ansonsten muss er eben arbeiten um zu leben.
Psst... er ist damit nicht alleine.

Mal jammern ist okay, aber viel jammern ist einfach nervtötend, gerade wenn es von einem jungen und hoffentlich gesunden Menschen kommt.

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Ich würde meinem Sohn wahrscheinlich raten, sich einfach weiter um zu sehen und sich ggf. weiter zu bewerben. Vielleicht ergibt sich in naher Zukunft noch etwas passenderes. Wie alt ist er denn? Ich habe mich zB mit Mitte 20 beruflich nochmal komplett umorientiert und nochmal eine Ausbildung gemacht (habe nicht mehr zu Hause gewohnt und hab es mit viel Biss trotzdem gemeistert) und das hat sich für mich richtig ausgezahlt.

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Mich nerven Leute, die auf hohem Niveau jammern, insbesondere dann, wenn sie nicht einmal eine Vorstellung haben, was sich ändern müsste, damit sie glücklich sind. Schwierig ist es natürlich beim eigenen Kind. Naja, du freust dich, dass er jetzt finanziell unabhängig ist. Wenn das für ihn kein Grund zur Freude ist, dann muss man das wohl akzeptieren. Ich glaube, ich würde ihm nahelegen, sich jetzt aber nicht an seinem Unglück aufzuhängen, sondern aktiv nach Alternativen zu suchen.

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Gegenfrage: Warum triggert dich das so sehr? Warum darf er nicht fühlen und auch äußern, dass er im Job nicht 100%ig zufrieden ist?

Mein Vater hat überdurchschnittlich verdient, dafür aber auch oft durchgearbeitet (Tage + dann noch die halbe Nacht, kam zwischen 2 und 4 ins Bett und musste morgens um 7 wieder raus) und ständig über den ScheiXJob gemeckert. Er hat gut verdient, der direkte Vorgesetzte war furchtbar, er konnte die Anforderungen aber gut erfüllen und hätte woanders nicht so gut verdient. Niemand fühlte sich von dem "Meckern" getriggert. Es musste halt nur öfter mal raus, was an der Arbeit alles so furchtbar war. Es gab auch gute Aspekte, der Verdienst war klasse, er hat sich 100%ig mit der Firma identifiziert, konnte anfangs oft im Rahmen der Arbeit reisen, war immer überdurchschnittlich untergebracht (Hotels), hatte Arbeitsessen, die andere sich im Alltag nicht hätten leisten können. Allerdings auch sehr lange Arbeitszeiten und einen Vorgesetzten, der ein bisschen seine "Macht" auslebte (da musste man im Hochsommer im Anzug am Tisch sitzen, bis der werte Herr seine Jacke ausgezogen hatte. Einige Kollegen wurden von oben herab behandelt. Es stand auf der Kippe, ob er zu meinem Schulabschluss frei bekommen würde. Usw.).

Entweder, du lässt ihn meckern oder du sagst ihm, dass du darüber nichts mehr hören möchtest und er sich einen Freund oder anderen Verwandten zum von der Seele Reden suchen soll oder seinen Unmut über den Job aufschreiben soll, um ihn zu verarbeiten.

Aber: Damit sagst du ihm auch, dass du wichtige Teile seines Gefühlslebens nicht wissen möchtest, weil DICH das zu sehr belastet. Wenn es DICH schon belastet, wie muss es ihn dann belasten? Und soll er daraus den Schluss ziehen, dass er seinen Eltern ab jetzt verschweigt, was ihn, auf der Seele liegt?

Er kann ja erst mal Berufserfahrung sammeln und sich dann bei anderen Firmen bewerben, wo vielleicht das Betriebsklima besser ist. Wenn es ihn stört, "für andere zu arbeiten", bedeutet das doch, dass es dabei Aspekte gibt, die er gern anders hätte. Vielleicht hätte er woanders mehr Eigenverantwortung oder Vorgaben, die mit seinen Prinzipien eher zusammenpassen.

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"Warum darf er nicht fühlen und auch äußern, dass er im Job nicht 100%ig zufrieden ist?"

Weil "Versklavung" etwas anderes ist als "nicht 100% zufrieden" und einfach nur polemisch und dumm.

Natürlich darf jeder nach seinem Traumjob suchen und so lange wechseln, bis man den perfekten hat, aber sich zu verbitten, dass man zum neuen Job gratuliert, weil seine Versklavung ein tragischer Grund zur Volkstrauer ist, ist doch einfach lächerlich.

Bearbeitet von edge-of-reason
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Dass man hin und wieder mal über seinen Job flucht und nicht die große Lebenserfüllung darin sieht, finde ich total nachvollziehbar. Gibt es konkrete Punkte zu bemängeln, würde ich meinem Kind mit Zuspruch und Rat zur Seite stehen. Aber der Begriff "Versklavung" würde mich in diesem Zusammenhang tatsächlich auch extrem triggern. Das würde mir verdeutlichen, dass mein Kind offensichtlich gar nichts verstanden hat. Ihn trifft nun einmal das Schicksal, das fast alle Erwachsenen ereilt, nämlich die Notwendigkeit, für seinen Lebensunterhalt aufzukommen.

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Da würde ich meinen Sohn voll unterstützen, sich aus der Versklavung zu befreien:

Von mir würde er bei nächster Gelegenheit ein wunderbares Handbuch zur Selbstversorgung und vielleicht noch ein paar Immo-Scout-Ergebnisse für wirklich günstige Nutzflächen in Buxtehude bekommen.

Soll er doch irgendwo dort in einem Bauwagen hausen und sein Essen selbst anbauen- dann hat er ultimative Freiheit. Will er nicht? Ach.... Dann darf er ja gern freiwillig seinen Job behalten, soll aber das meckern von wegen Versklavung aufhören. 🙈🙈🙈

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Klingt nach meinem 20jährigem Ich....Himmel hat das Spaß gemacht, meine Mutter auf die Palme zu bringen, wenn sie meinte, das ich wiedermal für was auch immer dankbar, glücklich, zufrieden sein müsste.

Ja, gerade bei Jobs war sie da ganz fix mit ihren Kommentaren, das ich nur auf sie reagiert habe, das hat sie agr nicht kapiert. Ihre Lebenseinstellung und meine prallten komplett aufeinander....sie so eher: dauerhaft in einer Firma bleiben, ich eher so...mal schauen was kommt.
Ich habe auch nicht verstanden, warum meine Arbeit überhaupt so ein Thema für sie war. "Job gefunden? Super!", hätte doch vollkommen gereicht...aber nee, da wurde dann voll der Aufriß von gemacht....blöderweise nur bei den Jobs, die aus ihrer Sicht "gut" waren udn das hat mich dann wiederum auf die Palme gebracht.

Das war ein reines Aktion/Reaktion-Ding, während ich also auf den Kapitalismus schimpfte, habe ich ihn vollen Zügen genossen....auf meine Art.

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Wieso machst du sein Problem zu deinem?
Er findet den Job doof? Dann muss er sich um einen anderen kümmern.
Wenn er eine abgeschlossene Ausbildung hat, ist er alt genug, sein Leben nach seinen Vorstellungen zu gestalten.
Ich behaupte mal, dass ganz viele Menschen nur deshalb arbeiten, weil sie nicht im Lotto gewonnen haben und einen bestimmten Lebensstil wollen. Ich nehme mich da nicht aus. Ich finde meinen Job manchmal auch zum ***, wenn ich wieder wochenlang Überstunden mache. Aber ich muss das nicht machen. Ich könnte mir auch für weniger Geld einen anderen Job suchen, dann aber nicht regelmäßig in Urlaub fahren, shoppen oder Essen gehen und nicht auf 120qm leben. Das ist es aber, was ich will. Wenn das jemand nicht braucht, dann kann er doch kürzer treten. Das ist nämlich der Unterschied zum Sklaven-Dasein. Man hat die Wahl.

Bearbeitet von Gloeckle