Kleinkindverhalten / Familienleben isoliert

Unsere Tochter ist knapp 2 & hat seit Monaten eine extreme Phase in der sie Haare zieht & beißt. Mein Mann und ich gingen damit anfangs noch ganz gut um, doch langsam werden wir beide immer wütender & gereizter da sie sehr viel Kraft hat und ständig & in jeder Gelegenheit beißt und Haare zieht. Und: es wird einfach nicht besser !!

Wir haben Schon „Angst“ mit ihr zu kuscheln, da es so extrem ist. Zig Haare wurden uns schon abgerissen und wir merken dass wir mit unserem Latein am Ende sind.

Wir haben alles, wirklich alles probiert. Die Phase hält einfach so lang an. Dabei kann sie sich schon ziemlich gut ausdrücken für ihr Alter.
Sie geht zur Tagesmutter und dort werden auch alle Kinder gebissen & an den Haaren gezogen. Die Eltern der anderen Kinder distanzieren sich schon von uns.

Dieses Verhalten unserer Tochter überträgt sich aktuell stark auf unsere Ehe. Unsere Laune ist wirklich im Keller, Familienaktivitäten mit anderen Familien haben wir komplett eingestellt, da es jedes Mal eskaliert und die anderen Kinder weinend vor ihr wegrennen.

Dabei haben wir nichts außer Scham gefühlt.
Irgendwie glaube ich fühlen wir uns von der Außenwelt total isoliert da wir merken, dass wir als „Familie“ total negativ auffallen und andere Familien unser Kind meiden …

Hat jemand Rat? Ich hätte nie gedacht, dass ich mal an den Punkt komme, dass ich so verzweifelt bin. Mir kommt ihr Verhalten in der Form nicht normal vor. Es ist deutlich extremer als bei anderen Kindern…

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Das Kind ist knapp 2.

Da nützt es leider nix, "alles zu versuchen". Man muss das Verhalten stoppen und dem Kind regelrecht abgewöhnen.
Dazu müssen natürlich Eltern und Tagesmutter an einem Strang ziehen. Was sagt die dazu?

Zunächst würde ich alle Haare so wegstecken, dass sie gar nicht mehr dran kommt.
Und dann das Kind so genau beobachten, dass ihr jeden Beiß-Versuch kommen seht.
Greift früher ein, viel früher!

Beißt sie beim Kuscheln? Oder im Vorrübergehen? Im Spiel zwischendurch? Kommt sie extra dafür angerannt?
Egal wie: lasst es nicht mehr dazu kommen. Das wird mal 2-4 Wochen lang extrem anstrengend. Wechselt euch gut dabei ab. Macht abends einen Plan für den nächsten Tag, wer wann dran ist und das Kind nicht aus den Augen lassen darf.

Wenn es dann doch passiert:
Ein! lautes, deutliches "NEIN" oder auch "AUA".
Kind sofort so festhalten, dass es das nicht wiederholen kann (das muss man bisl üben, die Hände festhalten ist natürlich einfacher). Und/oder selbst deutlich wegrücken. Aber festhalten ist besser, weil kleine Kinder diese Distanz oft noch nicht zulassen und dann hinterherkommen. Natürlich darf man dem Kind nicht weh tun!!

Aber man muss das unterbinden bis es uninteressant oder vergessen wurde.

Vergleich Schranktür:
Wenn ich immer hinrenne und das Kind daran hindere,die Teller aus dem Schrank zu ziehen, macht das Kind das stundenlang immer wieder. Ist aber eine Kindersicherung dran, wird noch ein paarmal probiert, dann wird es uninteressant.
Beim Beißen ist es natürlich etwas schwieriger.
Aber ich würde eben versuchen, jegliche 'interessante' Reaktion darauf wegzulassen. Und nur noch das unerwünschte Verhalten verhindern.

Viel Erfolg.

Bearbeitet von O-Doolia
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Wie setzt ihr denn die Grenze?

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Wir sagen laut und bestimmt „nein“ und machen eine stopp Haltung und sagen dass wir das nicht möchten und entfernen uns von ihr.
Wie zeigen ihr wie sie Haare streicheln kann, einen normalen Bussi geben kann.
Das fruchtet aber alles nicht.

Zuletzt war ich so wütend dass ich sie in ihr Bett gesetzt habe und aus dem Zimmer musste weil ich mich abreagieren musste.

Bearbeitet von kleinkindchaos
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Ich glaube, dass sie in diesem Moment sicherlich nicht andere streicheln möchte.

Welches Gefühl könnte sie dann haben? Vielleicht Wut?

Zeigt ihr andere Möglichkeiten, ihrem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Wenn sie wütend ist, könnte sie mit dem Fuß aufstampfen oder ein Blatt zerreißen. Aber du musst ihr deutlich machen, dass sie dabei andere nicht verletzen darf. Sie darf wütend sein, aber nicht verletzend.

Spiegel ihr vor, wie man sich verhalten sollte. Du verletzt andere dabei auch mit Worten nicht.

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"Zuletzt war ich so wütend dass ich sie in ihr Bett gesetzt habe"
Es muss vielleicht nicht unbedingt ein Bett sein. Aber was wirklich gut hilft: Wenn du uns weh tust, gehen wir weg/gehst du weg. 1-2 mal erklären was folgt, wenn sie nicht aufhört und dann umsetzen. Das wirkt bei unseren Kindern sehr nachhaltig. Aber wirklich wenn nichts anderes und netteres mehr hilft.
D.h. aus negativem Verhalten kommt negative Konsequenz. Was natürlich lediglich eine Konditionierung ist und nicht den Kern erfasst. Wobei der Kern in dem Alter vielleicht einfach Testen ist, ob die Eltern immer gleich reagieren.

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Schliesse mich meiner Vorschreiberin an bzgl. der klaren Ansage "wenn du beisst, gehe ich weg", und dann konsequent durchsetzen. Abgesehen davon würde ich mal die Gründe für dieses Verhalten erforschen - Beissen ist ja immer ein Zeichen von Frustration. Hat sie zB genug Gelegenheiten, ihre Energie zu verbrauchen (Toben, Spaziergänge in der Natur usw)? Bekommt sie genug Aufmerksamkeit? Ist bei der Tagesmutter was vorgefallen? Die Richtung halt.

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Ich habe sicher nicht den ultimativen Tipp, nur will ich euch sagen, dass ihr nicht alleine seid. Unser Kleiner hatte eine Hau-Ausflippphase wobei das Wort Phase lächerlich in dem Zusammenhang ist, das war im Alter zwischen 1,5 und 3 Jahren.
Es war peinlich, super anstrengend und ich wollte auch am liebsten zu Hause bleiben und bloß keine Interaktionen mit anderen Familien, was jedes Mal damit endete, dass unser Kleiner deren Kinder haute ganz ohne Grund. Auffällig hierbei war nur, dass das oft in Stresssituationen vorkam zum Beispiel wenn es laut war und er begrenzt war, also zum Beispiel in einem Kinderzimmer. Draußen war es besser da weniger laut und mehr Platz. Sowas wie Musikschule ging also absolut gar nicht! Er ist auch schon immer recht sensibel und sprachlich begabt gewesen.
Wir haben auch alles versucht, um es zu stoppen, Alternativen aufgezeigt, wie er stattdessen handeln kann, geschimpft, erklärt…es half nichts. Ein Kinderpsychologe hilft auch erst ab einem Alter von 5 Jahren.
Er konnte so toben vor Wut aus dem Nichts heraus, dass es fast unheimlich war und nur stoppte, wenn er sich dabei versehentlich selbst verletzte. Es war krass.
Und dann hat es sich einfach so verwachsen. Er kam in den Kindergarten, es wurde besser, er wurde 4 und es wurde ganz gut.
Natürlich hat er immer noch (6 Jahre) Wutausbrüch mit Schreien, aber er verletzt und dabei natürlich nicht mehr und er hat Strategien entwickelt, die ihn auch wieder zur Ruhe kommen lassen, was er damals nicht hatte.
Er wird auf jeden Geburtstag eingeladen, wird im Kiga-Gespräch als sehr beliebt, sehr hohe Merk- und Konzentrationsfähigkeit, sehr hohe Frustrationstoleranz (!!) und als sehr sozial beschrieben.
Das er sich mal so entwickelt hätten wir niemals gedacht! Ich wünsche es euch genau so!

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Ich muss sagen, ich halte nichts davon, das Kind in seinem Frust alleine zu lassen. Also, als generelle Regel. Wenn du überfordert bist und die Auszeit brauchst, ist etwas anderes.

Das Kind zeigt, dass es irgendein Problem hat. Eine Userin schrieb, dass du ihr Möglichkeiten aufzeigen musst, ihre Wut/Aggression anders loszuwerden. Ich denke, das ist der richtige Ansatz.

Und die Analyse, wann dieses Verhalten auftritt. Habe gerade das Buch "Das gewünschteste Wunschkind treibt mich in den Wahnsinn" gelesen, und da geht es eigentlich um das Thema, wenn ein Geschwisterkind dazukommt. Trotzdem fand ich es total hilfreich.

Z. B. brauchen Kinder unterschiedliche Arten der Aufmerksamkeit. Die einen brauchen eher Körperkontakt/Kuscheln, um ausgeglichen zu sein, andere wollen lieber Spiele spielen. Und wenn man immer den falschen Aufmerksamkeitstank auffüllt, hilft das eben nicht.

Auch ist darin erklärt, dass Kinder, wenn sie sich so schlecht benehmen, keine zusätzliche Bestrafung (ich gehe weg) brauchen. Sie versuchen mit ihren Gefühlen klar zu kommen und brauchen die Anleitung, wie das geht. Wenn sich die engste Bezugsperson abwendet, verschlimmert es die Lage.

Ich würde echt empfehlen, dass du das Buch mal liest. Vielleicht über die Bibliothek? Dann kannst du dir die Punkte mitnehmen, die dir helfen.

Alles Gute! 🍀

Bearbeitet von Keksdrache
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Ich würde hinzufügen, dass es aber durchaus okay ist eine Distanz zum Kind aufzubauen um das Hauen, Beißen etc zu unterbinden. Ich habe bei einem wirklich heftigen Ausbruch mein Kind auch mal ins Gitterbett gesetzt und mich in kurzem Abstand davor gesetzt bis er sich ausgetobt hatte und mir seine Arme entgegen reckte. Damals eine Schutzmaßnahme für mich und mein ungeborenes zweites Kind, weil mein Großer gern in den Bauch gehauen und getreten hat.

Bearbeitet von p.s.again
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Ja, absolut! Selbstschutz ist wichtig.

Mir ging es nur darum, das Kind nicht alleine zu lassen, also aus dem Zimmer zu gehen. Das sollte nur in Ausnahmefällen passieren.

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Was hauen, beißen, peitschen usw. anging, sind wir immer ein Null-Toleranz-Grenze gefahren. Jetzt ist das natürlich Typsache und ich kann nicht sagen, ob es an unserer Konsequenz lag oder mein Kind grundsätzlich nicht so veranlagt ist.

Mein Kind hat einmal nach mir gehauen. Und ich habe laut und bestimmt mit meiner Stimme und Körperhaltung darauf reagiert. Da wir sonst ein sehr ruhiger Haushalt sind, hat das bei meinem Kind anscheinend dermaßen Eindruck gemacht, dass es nie wieder vorkam. Es hat eine solche Reaktion von mir nicht gekannt (davor und danach ist das auch von meiner Seite nie wieder vorgekommen) und hat sofort verstanden, dass dies eine Grenze ist, die Tabu ist.

Daher mein Rat: Kind sofort auf Abstand setzen, jegliche Aktivität ist sofort beendet und klar, deutlich und laut mit "Aua! Nein! Das tut mir weh!" reagieren. Wenn man auf Abstand ist, gerne noch erklären, dass man nicht weitermacht, wenn einem weh getan wird. Das Kind braucht eine unmittelbare Reaktion auf sein Handeln, damit es den Zusammenhang herstellen kann. 10 Minuten später, in einer ruhigen Minute noch mal darüber zu sprechen, bringt gar nichts. Da hat das Kind die Situation überhaupt nicht mehr präsent. Und natürlich nie nachtragend sein, sondern dem Kind sofort wieder die Möglichkeit geben, es "besser" zu machen.

Ich würde da jetzt ehrlich gesagt ganz intensiv dran arbeiten. Ich bin ehrlich: den Kontakt zu "Schlägern" und "Beißern" habe ich früher vermieden. Ich muss mein Kind schützen und habe es lieber mit anderen Kindern spielen lassen, die nicht so drauf waren. Mein Kind ist mir zu wertvoll, als dass ich es als Punchingball zum Erlernen von Sozialverhalten zur Verfügung stelle. Dafür gibt es zu viele andere Kinder, die eben nicht beißen oder hauen. Das ist für das beißende Kind natürlich schade, da andere Eltern oft ähnlich reagieren und es immer schwieriger wird, Spielpartner zu finden, aber das ist eben eine Konsequenz. Daher ist es UMSO WICHTIGER, Zuhause aktiv daran zu arbeiten und dies so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Kinder sind da nämlich nicht so rücksichtsvoll und wenn dein Kind erstmal "unten durch" ist, wird es schwer da wieder rauszukommen.

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Ich glaube, dass das absolut Typsache ist! Ein anderes Kind, wie meins oder das der TE, hätte es GERADE interessant gefunden, eine neue Reaktion von dir hervorgerufen zu haben und hätte das gleich nochmal probiert!

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Unseren Kleinen hätte das absolut nicht beeindruckt. Er war blind vor Wut und durch kein Verhalten zu stoppen. „Aua“ führte zu weiter hauen, weggehen zu nachlaufen und weiter hauen, ignorieren zu weiter hauen, schimpfen zu weiter hauen, festhalten zu wehren und weiter hauen, anschreien zu weiter hauen, ein Kissen zum drauf hauen zu weiter hauen. Da half absolut nichts.
Und in der Situation war er absolut nicht zu erreichen. Wir haben es dann immer im Nachhinein besprochen. Und da konnte er dann auch klar sein und es tat ihm leid und er konnte auch gut beschreiben, dass er sich in der Wutsituation einfach nicht stoppen kann.

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Meine kinder hatten das Problem nicht, aber die Tochter einer Freundin. Auch mit zwei Jahren.
Es gab super viele Probleme im Kindergarten. Es wurden Sozialarbeiter und Psychologen eingeladen. Das Kind analysiert und auf den Kopf gestellt. Ambulante Therapien vorgeschlagen und durchgeführt, wobei viele eine 2 jährige ablehnten ("sie ist halt länger in dieser Phase").
Es gab einfach keine Ursache.
Ende vom Lied ist, dass sie aus dem Kindergarten geflogen ist und die Eltern diese "Phase" aussitzen müssen.

Ich will dir damit nicht die Hoffnung rauben, sondern sagen, dass ihr vielleicht alles richtig macht, es aber manchmal keine Lösung gibt,als durch zu halten und abzuwarten.

Alles Gute!

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Es könnte eine Wahrnehmungsstörung sein - sie nimmt es anders wahr… möchte euch keine Angst machen. Mein Kind war ähnlich - entsprechende Probleme wurden mehr. Heute wissen wir die Diagnose.