Familienmitglied mit Depression

Hallo,

Es gibt jemand in meiner Familie, der mir sehr nahesteht und ich mache mir große Sorgen, dass derjenige in eine ernsthafte Depression schlittert. Derjenige macht gerade eine große Krise durch, beruflich, aber es nimmt ihn sehr sehr mit. Er schläft seit etwa 1 Monat kaum noch, trinkt Bier oder Schnaps jeden Tag, damit er einschlafen kann (so sagt er es), es reicht aber nur für ein paar Stunden, ist verbal sehr unhöflich allen gegenüber, teilt eigentlich nur noch aus, starrt mit leeren Blick vor sich her, spricht stundenlang nicht und atmet immer mal wieder einfach so schwer aus. Er sagt auch Sachen wie „wofür soll ich leben?“ und „für mich gibt es keine Zukunft mehr“.
Zum Glück macht er tagsüber sehr viel Gartenarbeit und hat ein paar Tiere, Hühner und Hund, um die er sich kümmert. Er sagt, er kann so zumindest für ein paar Stunden vergessen.

Aber ich mache mir große große Sorgen.

Was kann ich tun?

Die Hausärztin ist eine private Freundin der Familie, sie fahren auch manchmal gemeinsam in den Urlaub. Ich habe schon überlegt, ob ich sie ansprechen sollte, aber ist das nicht übergriffig?

Wie spreche ich es am besten an?

Er ist ein Mann älterer Jahrgang, der sagen würde, Psychodoktoren sind entweder eine Modeerscheinung oder nur für ganz Verrückte …

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Hi,

wichtig wäre tatsächlich, dass er zu seiner Hausärztin geht und sich Hilfe holt. Vielleicht kannst du dich an eine Beratungsstelle wenden und erfragen, ob du irgendwie unterstützen kannst.

Liebe Grüße

Isy

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Bei Eigengefährdung kannst du auch den Sozialpsychiatrischen Dienst kontaktieren. Die werden nicht gleich bei deinem Angehörigen vor der Tür stehen, aber können dir Anlaufstellen nennen und wie du dich als Angehörige verhalten kannst, um ihn zu unterstützen.
Wenn Suizidabsichten wirklich konkret werden, auf jeden Fall den SPDI informieren und ggf. im akuten Fall (also bei Aussagen wie "ich bringe mich heute um" oder "das wird mein letzter Tag auf Erden") den Notruf wählen, damit ein Arzt entscheiden kann, ob der Angehörige vorübergehend stationär untergebracht werden muss.

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Die Hausärztin anzusprechen ist bei Selbstgefährung nicht übergriffig, sondern angebracht. Er äußert suizidale Absichten, das sind i.A. Hilferufe.