4 Transfere negativ ohne offensichtliche Ursache

Liebe Community,
Wir waren bisher stille Mitleser und haben oft Rat gefunden. Das erhoffe ich mir auch jetzt, auch wenn ich weiß, dass uns keiner genau sagen kann, was richtig ist oder was der Schlüssel zum Erfolg ist- ich würde mich einfach freuen, ein paar Gedanken oder Erfahrungen zu lesen..

Wir (28 J. und 30 J., kurz vor Abschluss der Uni) haben im letzten Jahr die Überweisung in die Kinderwunschklinik erhalten aufgrund eines eingeschränkten Spermiogrammes meines Mannes. Ich habe folgende Diagnosen: Endometriose (festgestellt bei einer OP vor zwei Jahren zur Myom-Entfernung, Lage am Gebärmutterhals) , weiteren nicht entfernbare Myomen (laut mehrerer Gyns nicht hinderlich für den Kinderwunsch aufgrund ihrer Lage) und wahrscheinlich Adenomyose.

Dort haben wir direkt mit der ersten ICSI begonnen und zum Glück konnten wir Einiges kryokonservieren.
Der erste Transfer war ein Frischetransfer.
Darauf folgten drei Kryos mit wunderbaren Blastozyste - zwar waren diese immer an Tag 6 ( Blasto 6 Tage, eingesetzt an Tag 5 nach ES auslösen, ich hoffe man versteht, was ich meine) , da sie zuvor etwas „trödelig“ waren, aber von der Qualität und Reife waren sie an diesem Tag „sehr gut“ bis „einwandfrei“.

Ich versuche es kurz aufzulisten und hoffe, nichts zu vergessen:


1. Frische Blasto an Tag 5, etwas „klein“
2. Kryo Blasto 6Tage alt TF Ovitrelle+5 ( natürlicher Zyklus, cyclogest ab ES)
3. kryo blasto 6Tage gleiches Schema +Prolutex ab TF wegen vermuteter Gelbkörperschwäche -> biochemische Schwangerschaft (? Test war kurzzeitig positiv, aber nicht ausreichend)

Hier wurde weitere Diagnostik gemacht: Uteroskopie unauffällig, Biopsie der GBS unauffällig (Plasma und NK), Gerinnung unauffällig, KIR-Gene und Chromosomenanalyse unauffällig.

4. Kryo schlüpfende Blasto Tag 6 an ES +6 (aufgrund eines Sonntages), Cyclogest, Prolutex + Ovitrelle am Transfertag zur Unterstützung der Einnistung.

Weiterhin haben wir fürs Gefühl EmbryoGlue und Ombi Flora plus genutzt, einfach damit man „alle Stellschrauben nutzt“.


Wir wissen, dass wir noch im statistischen Mittel sind, dennoch sind wir nach dem letzten Transfer ziemlich niedergeschlagen, da wir uns grade nach der biochemischen Schwangerschaft sehr über die schlüpfende blasto gefreut haben und all unsere Hoffnung darin gesteckt haben. Weiterhin ist es für uns als noch Studenten auch eine finanzielle Belastung (wir beenden beide dieses Jahr noch unser Studium und sind danach gut aufgestellt, nur jetzt grade ist nach den bisherigen Behandlungen und Kryokonservierungen unser Erspartes natürlich strapaziert) .

Eine Blasto und vier Spams haben wir glücklicherweise noch. Jetzt steht die Überlegung an, was wir beim nächsten mal anders machen können. Unsere Ärztin ampfieöt und einen Zyklus Paus, es steht die Überlegung an, beim nächsten Transfer „blind“ ohne genaue Indikation Cortison hinzu zunehmen.
Sie stellte ebenfalls die Überlegung in den Raum, zur bekannten Immunologin zu gehen (wir sind da die Kosten? Habt ihr Erfahrungen?) Oder den ERA Test zu machen (auch hier, wir sind die Kosten?), wozu ich bisher viel gutes aber auch schlechtes gelesen habe.

Würdet ihr an unserer Stelle den nächsten Transfer mit oder ohne weitere Diagnostik machen, auch vor dem Hintergrund der noch eingefrorenen VP und der Kosten,die uns wahrscheinlich ein paar Monate zurückwerfen würden? Habt ihr noch Ideen oder Tipps ?

Ich entschuldige mich für eventuelle Tippfehler, die Seite wird mir komisch angezeigt 😃

Danke für jeden, der bis hier gelesen hat!

Liebe Grüße von zwei ratlosen Menschen 🙋🏼‍♀️

Bearbeitet von Salty2
4

Hey du liebe,

Es tut mir total leid für eure Leidensgeschichte.
Ich kann das nur zu gut nachvollziehen. Ich finde es in Anbetracht deiner geschilderten Fakten aber gar nicht so ungewöhnlich, dass es noch nicht geklappt hat (weil du schreibst ohne Ursache und es gibt ja einige ganz deutliche Ursachen) und würde eher dazu raten es weiter zu probieren.
Adenomyose (du meintest nur wahrscheinlich?) ist häufig verantwortlich für fehlende Einnistung. Viele Frauen mit Adenomyose brauchen viel viel mehr Geduld als Frauen ohne. Das führt dazu, dass die Chance pro Transfer sinkt. Was leider auch dazu führt dass die Chance pro Transfer ganz maßgeblich sinkt ist, dass eine Blasto erst an Tag 6 zur Blasto wurde. Ich hab hier vor ein paar Monaten mal einer userin eine Studie dazu geschickt, die den Transfer von Tag 5 Morulas mit Tag 6 Blastos vergleicht. Die Studie war mit ausreichender Stichprobe von Pubmed, vielleicht findest du sie da wieder, ich hab sie nicht mehr parat. Da kam raus, dass Tag 5 morulas eine 15% Einnistungschance haben und Tag 6 Blastos 19-22% trotz guter Qualität. Im Vergleich dazu hat eine Tag 5 Blasto im statistischen Mittel 40% Chance. Also die Blasto ist per se etwas hinterher und nistet sich weniger wahrscheinlich ein. Wenn du das jetzt mal statistisch kumulativ berechnen würdest, also 20% pro Versuch und 4 versuche, bist du glaube ich nicht deutlich über 50%, vllt sogar niedriger. Dazu dann die Adenomyose. Ich vermute ihr müsst einfach viel Geduld haben bis der passende Embryo dabei ist. Ganz viele Frauen hier hatten schon mit Tag 6 Blastos Glück 🍀

Von weiterer Diagnostik halte ich nur dann was, wenn sie evidenzbasiert ist und eine Konsequenz zur Folge hat. ERA Test z.B. hat keine Evidenz bzw eine negative Evidenz. Wenn Frauen nach berechnetem ERA Zeitfenster behandelt wurden, kamen am Ende weniger ss raus als konventionell. Dazu hat eine userin hier auch mal eine hilfreiche Studie rein geschickt.
Wenn ihr euch mit weiterer Diagnostik aber sicherer fühlt würde ich in Absprache mit eurem Zentrum noch irgendwas machen, vermute aber es wird sich an der Behandlung an sich nichts ändern, es ist eine Geduldsprobe.

Ich drücke euch so sehr die Daumen und wünsche viel Glück ❤️

Bearbeitet von Irmel95
8

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Ja, das mit der „fehlenden Ursache“ ist wahrscheinlich so verankert in mir, weil mir zwei vorherige Gynäkologen immer gesagt haben, ich sei eine „junge gesunde Frau“ und es gäbe keinerlei Gründe für die Beschwerden oder meiner Nachfrage der Bedeutung bezüglich des Kinderwunsches, weil sie ja „sehr viele Patientinnen mit Endometriose haben, die alle schnell schwanger wurden“.. ich weiß ja eigentlich, dass die Probleme nicht auf alle zutreffen, aber anzuerkennen, dass es bei uns/mir so ist, ist nicht einfach 🙈

Zu der Adenomyose: als die ersten zwei Myome auftauchten, wurde auch zum ersten Mal von Adenomyose gesprochen, durch die Lage der Myome in der Wand ist das per Ultraschall aber nicht genau abzugrenzen, ob die Veränderungen vom Myom oder Adenomyose kommen. So haben insgesamt vier Gynäkologen (der Operateur, meine Gynäkologin und zwei KiWuÄrztinnen) gesagt es sieht nach Adenomyose aus, aber genau kann man es eben nicht abgrenzen. Und dadurch, dass man es auch nicht behandeln kann, wird dem weniger Bedeutung zugetragen. So habe ich es verstanden.

Die Studie habe ich direkt gefunden, vielen Dank! Meinst du, dass es also sein könnte, dass die gesamten Eizellen dieser ICSI dieses Problem haben könnten (es waren bisher insgesamt 10 die sich zu 4 Blastos entwickelt haben, davon waren glaube ich alle etwas langsamer)? Oder handelt es sich dann um ein generelles Problem? Falls jemand damit Erfahrungen hat, würde ich mich freuen darüber zu lesen!




Danke für die lieben Worte und fürs mitmachen und vor allem danke fürs Erinnern, dass vielleicht einfach mehr Geduld nötig ist, als bei anderen ! 🧡🍀

11

Hallo du liebe,

Ja das verstehe ich sehr gut. Bei meiner Frau und mir war auch immer von gesunder junger Frau die Rede, leider hatten wir beide Komplikationen, die eine SS nicht ganz so wahrscheinlich gemacht haben, auch wenn’s dann jetzt geklappt hat bei mir. Viele FÄ haben irgendwie nicht so im Blick, dass das Alter zwar ein Faktor ist, aber die Erkrankungen eben erheblich Fruchtbarkeitsmindernd sein können.
Wenn du wirklich eine Adenomyose hast (hattest du mal eine Hysteroskopie ? Also gebärmutterspiegelung? Da sieht man es meistens) ist die Chance einfach deutlich geringer. Man kann Frauen 3 Monate in die ‚künstlichen Wechseljahre‘ versetzen, die Chance auf eine ss soll danach höher sein. Die genauen Erfolgschancen müsste ich da aber nachlesen. Das wäre vllt etwas woran man ansetzen kann.

Waren es 10 Blastos aus einer ICSI? Wow! Das hab ich noch nie gehört!
Ich kann dir nicht genau sagen ob alle deine Eizellen generell oder nur die aus dieser charge das Problem haben. Bei meiner Frau war die Blasto Rate immer etwas schlechter und die EZ Qualität auch nicht so toll, das hat sich leider auch nach Stimulationsprotokoll Wechsel nicht geändert. Aber dazu müsste man vermutlich noch ne 2. ICSI machen um das bei dir auszuprobieren. Aber mit 10 Blastos ist die Chance ja ganz gut dass es mit einer klappt am Ende, auch wenn alle etwas langsamer sind.
Die endometriose an sich kann übrigens die eizellqualität auch langfristig verschlechtern, selbst wenn sie saniert wurde. Das ist auch gut zu wissen.

Ansonsten wünsch ich dir ganz viel Geduld und vor allem ganz viel Erfolg! 🍀

weiteren Kommentar laden
1

Hey,

ich würde bei 4 erfolglosen Transferen erst noch einiges klären, bevor ich weiter mache. Ich finde, ihr habt bereits viel getestet aber da ist noch einiges offen:

(1) ERA-Test; das steht für mich an oberster Stelle. Wenn es keine Einnistung gab, und die Plasmazellen/Killerzellen unauffällig sind, dann würde ich auf den ERA-Test setzen.
(2) Emma-Test: Mit dem ERA-Test könntest du gleich auch dein Mikrobiom testen - nennt sich glaube ich Emma Test. Therapie wäre hier eigentlich ziemlich simple, du müsstest Milchsäurebakterien als vaginale Zäpfchen ab Eisprung verwenden.
(3) Bessere Spermienselektion; ist bei uns beispielsweise nicht möglich, da wir zu wenige Spermien haben. Je nach dem, was eure Diagnose beim Spermiogramm ist, wäre hier eine bessere Spermienselektion sinnvoll. Da käme in Frage: PICSI/IMSI/Zymot Kammer.
(4) Hier gibt es viele Frauen, die ASS100 nehmen, obwohl sie keine Gerinnungsstörung haben. Das verschreiben viele Ärzte, um die Einnistung zu unterstützen.

Außerdem soll es sowas wie ein ATAK-Test geben. Wenn der Wert erhöht ist bei der Frau, verhindert es die Einnistung aber diesen Test würde ich als letzte Option machen. Dann wirst du im Forum auch viel zum Thema Immunologie hören. Ich glaube (noch) nicht so richtig dran und daher steht es ganz unten auf meiner Liste.

LG

6

Danke für die ausführliche Antwort!

Bei dem ERA-Test lässt uns der Preis und die Studienlage etwas zögern, aber wir werden es vielleicht doch noch einmal überdenken.

könnte man die Milchsäure-Bakterien auch ohne diesen Test anwenden? Ich meine, ich kenne viele Frauen, die das auch ohne Kinderwunsch nutzen ☺️

Eine bessere Spermienauswahl würde dann zu tragen kommen, wenn alles der ersten ICSI „verbraucht“ sein würde, danke für den Hinweis !

Und ASS habe ich auch öfter gelesen, nimmt man das dann bis zum Ende der SS durch ?

LG

Bearbeitet von Salty2
12

Hey noch Mal,

das mit dem ERA-Test kann ich verstehen. Ich habe das bei unseren 1. und 2. ICSIs nicht gemacht. Wegen der Studienlage stand es eher unten auf meiner Liste. Hätte die 3. ICSI nicht geklappt, hätte ich es dann gemacht. Aber bei der 3. und 4. ICSI wurden wir schwanger, aber bisher leider nur Fehlgeburten (10. ssw / auf die aktuelle Fehlgeburt warte ich gerade, Herz des Babys schlägt noch). Aber wie gesagt, hätte ich 4 erfolglose Transfers gehabt, hätte ich den ERA-Test macht. Es muss nichts bedeuten - es kann auch sein, dass bei den 4 Transfers ihr einfach kein „Glück“ hattet. Aber man möchte ja gerne alle Möglichkeiten ausschöpfen, daher weitere Diagnostik.

Zu der Milchsäure: ich muss ehrlich sagen, dass ich genauso denke wie du. Ich hatte unzählige Eingriffe in den letzten Jahren und ich habe keine Kraft mehr, mich einer erneuten Narkose zu stellen, nur um das Mikrobiom zu testen. Einige hier vertreten aber die Ansicht, dass man das erst testen sollte, um eine Therapieempfehlung zu kriegen. Eine Userin sagte, dass die Milchsäurebakterien bei ihr nicht gewirkt haben und sie musste erst ein Antibiotikum anwenden. Ich habe für mich entschieden, dass ich 5 Tage Antibiotikum nehmen werde und dann mit den Milchsäurebakterien beginne. Das Antibiotikum nehme ich sowieso vor jedem Versuch vorsorglich, da ich erhöhte Plasmazellen habe. - Diese Vorgehensweise ist für viele sicherlich falsch, aber ich habe abgewogen. Eine Narkose und ein Angriff ist für mich nicht weniger risikoreich.

Thema ASS100: Man muss soweit ich weiß 1 Woche vor der Entbindung damit aufhören. Aber ich habe das noch nicht ausprobiert. Recherchiere gern noch Mal.

LG

weitere Kommentare laden
2

Hallo! Ich hatte insgesamt 5 Transfers. 4 Transfers mit einer Blastozyste, einen mit 2 Blastozysten, aus dem meine Tochter entstanden ist. Ich nahm immer assisted hatching, es waren immer Kryotransfers. Lg

7

Hallo,

Oh gut, dass du das schreibst! Das wollte ich noch einmal nachfragen, ich glaube es wird bei unserer Klinik standardmäßig gemacht, aber sicher bin ich mir nicht. Danke für die Erinnerung !

LG

3

Ich würde vor einem nächsten transfer 3M downregulieren wegen der Endo u Adenomyose.

10

Hallo! 😊
Wäre das quasi drei Monate Pille um die Endo und evtl. Adenomyose zu reduzieren? Hast du selbst Erfahrungen damit?

Liebe Grüße!

17

Nein nicht Pille, da kriegt man die Enantone gespritzt, ist eh ziemliche gängig bei Kiwu Behandlungen. Ja genau, vor der jetzigen Schwangerschaft wurde das bei mir gemacht, hab zwar auch Adenomyose aber bei mir hatte die Enantone Behandlung einen anderen Hintergrund.

5

Guten Morgen Salty2,

ich kann dich gut nachvollziehen. Ich hatte auch 6 negative Transfere mit guten bis sehr guten Embryonen ohne erkennbaren Grund. Bei mir wurde zwar auch Endo festgestellt aber nach so vielen gescheiterten Versuchen war klar, dass es nicht daran liegen konnte.

Mein Schlüssel zum Erfolg war die Partnerimmunisierung in der Uni Göttingen, der 7. Versuch hat direkt im Anschluss an die Behandlung geklappt und morgen bin ich schon in der 26. Woche.

Die Indikation dafür sind 3 negative Transfere oder frühaborte. Es wird von den Krankenkassen übernommen. Die Evidenz ist zwar schwach aber Göttingen hat das letzte mal vor 20 Jahren dazu etwas publiziert, die aktuellen Zahlen zeigen eine Erfolgsquote von 50-60%.

Liebe Grüße 🍀

9

Vielen Dank für die Antwort!
Dazu werde ich mich direkt einmal einlesen!
Ich habe grade direkt einmal was dazu überflogen, da wurde genannt, dass die Partnerimmunisierung nur unter Voraussetzung der Blutspendebedingungen möglich ist. Ich habe (weil es mir für den KiWu unwichtig erschien) vergessen, dazu zuschreiben, dass mein Mann an Rheuma erkrankt ist, er war deshalb von der Blutspende ausgeschlossen worden. Ich werde mich dennoch informieren, ob es trotzdem möglich ist 🍀

Danke für die Antwort!

Bearbeitet von Salty2
14

Nicht dafür, der Austausch hat mir hier auch immer sehr weiter geholfen 🙂

Bei bestimmteren Fragen kann man auch das Sekretariat immer kontaktieren, die sind dort super hilfsbereit und freundlich.

weiteren Kommentar laden